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Im März 2020 begannen wir unseren Marzahn-Hellersdorfer Emmaus-Pilgerweg. Nach und nach wollen wir möglichst alle christlichen Einrichtungen im Stadtbezirk aufsuchen und die verschiedensten christlichen Gruppen und Aktivitäten kennenlernen. 

Nach der Winterpause ging es am Montag, dem 14. März 2022 wieder los.

Wir treffen uns an der Straßenbahnhaltestelle
Wuhletalstraße (Nähe Mehrower Allee meist um 17 Uhr oder direkt vor Ort.

Im Folgenden wird das Erlebte und Gesehene kurz vorgestellt:

27. Station: Besuch beim CVJM Kaulsdorf Berlin e.V. im Mädewalder Weg 65, 12621 Berlin am 4. April 2022

 

Regen und Sturm hatte der Wetterbericht vorhergesagt. Darum sind die Fotos auch nicht so hell und freundlich wie Aufnahmen an Sommertagen, wie sie auf der Webseite oder Infoblättern zu finden sind. Es war also kalt und regnerisch, aber wir waren trotzdem wie auch sonst eine schöne Gruppe und wurden von den Mitbegründern des Vereins Heinz und Elenore Godisch herzlich empfangen.

 

Nicht CVJM- Haus steht am Haus, sondern an der einen Seite Hostel und an einem Schild:

 

Beim Eintreten standen wir dem Bar-Tresen gegenüber. Ja, hier gab es vor mehr als 30 Jahren mal eine Gastwirtschaft, doch konnte das damals leerstehende Haus vom gerade neu gegründeten Kaulsdorfer CVJM-Verein erworben werden.

 

Heinz Godisch erzählte uns von den Anfängen der Arbeit und dem Umbau des Hauses, wie viele Wunder nötig waren, dass dies alles möglich war und das Haus jetzt in so einem schönen Zustand ist. Gerade wurde an das Haus ein neues Treppenhaus für den geplanten Dachausbau angebaut, der demnächst einen Fahrstuhl aufnehmen wird.

 

Das Haus ist nicht nur ein Treffpunkt für Kinder und Jugendliche aus Kaulsdorf. Im Schaukasten draußen wird neben dem wöchentlichen Programm auch das Hostel vorgestellt, das das Haus beherbergt. 59 Betten in Ein-, Zwei- und Mehrbettzimmern mit je eigener Dusche und Toilette stehen insbesondere für junge Besucher Berlins insbesondere Schulklassen, Vereine und Familien zur Verfügung. Zurzeit werden hier auch Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht.

 

In der 1.Etage steht für die Gruppen ein Seminarraum zur Verfügung:

 

 

Außerdem gibt es dort ein gemütliches Wohnzimmer, wo ein Regal mit Spielen und Lesestoff für Kinder zu finden ist:

 Damit auch der Keller des Hauses, der mit damals 1,70 m Höhe für die öffentliche Nutzung des Hauses nicht ausreichte, genutzt werden konnte, wurde das ganze Haus um einen Meter tiefer gelegt das Fundament wurde freigelegt und mit Beton und Mauerwerk unterfahren. Heute ist dies an dem grauen unteren Anstrich in den Kellerräumen zu sehen, so. auch in diesem großen Raum für die Kinder zum Billard und für andere Spiele. Guckt man von dem Eingangsbereich dort hinunter, fühlt man sich fast wie in einem Schloss, so edel ist das Geländer und wirkt die Größe des Raumes! Im Foto ist dies kaum wiederzugeben.

 

 

Auch im Saal der (ehemaligen Gaststätte) gibt es Spielmöglichkeiten für die Kinder: eine Tischtennisplatte, aber auch eine Bühne und Lichttechnik für Aufführungen:

 

Auf der Webseite des Hauses sind die Angebote des Hauses zu finden, das dienstags bis freitags für die Kinder und Jugendlichen geöffnet ist: https://www.cvjm-kaulsdorf.de/website/de/v/kaulsdorf/wandelbar/angebote – Darum ist der Montag für unseren Besuch hier so günstig.

 

„Wandelbar“ steht auch in den Fenstern des Gastraumes und drückt die Hoffnung der Vereinsgründer aus, dass Menschen wandelbar sind und sich wandeln können, durch das, was sie hier an Gemeinschaft und Zuwendung erfahren, nicht aber zuletzt durch die Botschaft Jesu.

So findet einmal im Monat sonntags hier ein Begegnungssonntag mit Gottesdienst statt. Danach ist man doch gern länger zusammen bei gemeinsamen Essen und Erzählen. So heißt diese Sonntag auch „Gemeinschaftstag“, nicht nur für die Kinder, sondern für alle Interessierte.

Ein „Leuchtturm“ soll dieses Haus sein, dass in jedem Sturm standhält und Menschen Orientierung gibt, so wird es in diesem Heft beschrieben, das wir mitnehmen dürfen und das um Spender wirbt für den Ausbau des Daches, damit noch weiteren Gästen Berlins ein Bett angeboten und der wachsende Raumbedarf für die wachsende Kinder-und Jugendarbeit geschaffen werden kann.

 

Immer wieder fiel in unserem Gespräch der Name „Angelika“. Angelika Heidborn ist Vorsitzende des Vereins und eine der Hauptinitiatoren des Gästehauses. Auch von den Jugendlichen ist die Rede, die hierher schon als Kinder kamen und nun ehrenamtlich oder hauptamtlich mitarbeiten, wie auch von den anderen Mitarbeitern, die mit Herz und vielen Talenten die Arbeit ermöglichen. Doch ohne die vielen Wunder, die sie alle erlebten und für die sie Gott, dem Herrn danken, wäre dies alles nicht möglich geworden. Das bezeugt uns Heinz Godisch beim Erzählen immer wieder und spricht aus seinem ganzen Wesen.

 

 

 


1. Station am 2.3.2020: Das Don-Bosco-Zentrum
am Otto-Rosenberg-Platz 1, 12681 Berlin

Um 18 Uhr nahmen wir an der Messe in der Kapelle des Zentrums teil. Die Lesungen des 2. März passten so recht zu unserem Weg, den wir als Vorbereitung der Jubiläumsjahre 2030 bis 2033 gerade gegannen:. Aus dem Heiligkeitsgesetz im 3.Buch Mose, LIviticus 19, 1-4, 12-18  und Jesu Gleichnis vom Endgericht Matthäus 25,31-46.

Wir sind dankbar, für die Gemeinschaft, die wir hier mit unseren katholischen Geschwistern erfahren durften.

Im Anschluss stellte uns Pater Otto die Arbeit der "Manege" vor. Wir erfuhren u.a.: Das Don Bosco-Zentrum ist für die Jugendliche und hIlfesuchende 24 Std. täglich jeden Tag des Jahres offen. Von den Mitarbeitenden wird erwartet, dass sie sich als immer Lernende verstehen und den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen. Nicht im Haus geduldet werden Gewalt und Drogengebrauch. Egal was passiert ist, die Jugendliche dürfen aber immer wieder kommen. Sie werden auch bei Gefängnisaufenthalten besucht. Mehr als 90 % von ihnen halten den Kontakt auch nach Abschluss der Massnahmen, zu denen sie vom Jobcenter oder dem Jugendamt ins Don-Bosco-Zentrum  überwiesen wurden. Die Mitarbeiter gehen davon aus, dass jeder Mensch von Gott Gaben und Aufgaben hat und in ihm etwas Göttliches wohnt. Dies gilt es, in den jungen Menschen zu entdecken, zu fördern und wachsen zu lassen.


2. Station am 9.3.2020: Die Krankenhauskirche im Wuhlgarten - eine Kirche für alle
Brebacher Weg 15, 12683 Berlin

Diese Kirche  auf dem Gelände des ehemaligen Griesinger-Krankenhauses ist etwas ganz Besonderes, denn sie gehört keiner Kirche, sondern ist auf Initiative des Griesinger Krankenhauses, des UKB und des Landes Berlin nach den Kriegszerstörungen wieder aufgebaut worden und seit 2009 Eigentum der "Wuhlgarten – Hilfsverein für psychisch Kranke e.V." (Wuhlgarten e.V.).

In ihr finden sonntäglich abwechselnd evangelische und katholische Gottesdienste für die Patienten der Unfallklinik  u.a. auf dem Gelände befindlichen Kliniken sowie interessierter weiterer Besucher statt. Patienten des Griesinger-Hauses der Vivantes-Klinik im Kaulsdorf werden dafür auf Wunsch abgeholt.

Für Besucher ist die Kirche täglich geöffnet, zur Besichtigung der wechselnden Ausstellungen, für Konzerte und weitere Veranstaltungen sowie für Gespräche und z.B. stilles Gedenken z.B. an Verstorbene.

All dies und vieles mehr wird von den Engagierten der Interessengemeinschaft Wuhlgartenkirche organisiert.

Wir sahen die Ausstellung des Fotographen Nikolaus Basedow, der mit ihr zeigen möchte, wie der Aufenthalt in einem psychiatrischen Krankenhaus aus dem Blick des Patienten aussieht. Mit diesem Eingangstext und kurzen Zeilen unter den Fotos wird der Betrachter in die Welt eines Kranken hineingenommen.

 

Zu Beginn Angst und Dunkelheit

Am Ende weitet sich der Blick durch das Fenster nach draußen und lässt Hoffnung entstehen.

Wir danken Herrn Strauß und Herrn Scuda vom Team der Interessengemeinschaft Wuhlgartenkirche für die freundliche Aufnahme unserer Pilgergruppe und das Gespräch zu einer Zeit, in der die Kirche eigentlich schon geschlossen hat. Besonders beeindruckt haben uns die Nachforschungen und das ehrende Gedenken für die während der sogenannten " Euthanasie" und während des Krieges im Griesinger-Krankenhaus ermordeten und gestorbenen Patienten. Es ist  in den Jahren 2012 - 2014 eine Datenbank erstanden mit 17.000 Einträgen u.a. aus den Sterbebüchern des Griesinger-Krankenhauses. Immer wieder fragen Angehörige  auf der Suche nach der Wahrheit über damals Verstorbene heute nach, und zu einem nicht geringen Prozentsatz kann Auskunft erteilt werden.  Dies ist eine Form der Seelsorge, für die wir ebenso wie für die Gedenkorte  für die Opfer auf dem Gelände ringsum sehr dankbar sind.


3. Station am 10.8.2020: Gemeindehaus Berlin der Mennoniten-Gemeinde BB e:V.,
Rudolf-Leonhard-Straße 11, 12679 Berlin


Wegen der Corona-Bestimmungen mussten wir unsere für März geplanten Besuche absagen. So konnten wir erst nach den Ferien im August uns zum ersten Mal wieder an der Tram-Haltestelle Wuhletalstraße treffen. Es war einer der heißesten Tagen dieses Sommers. Deshalb mussten etliche der Interessierten absagen, dazu kam eine halbe Stunde vorher noch ein heftiger Regenguss. So waren wir dieses Mal nur zu fünft, die wir uns reich beschenkt durch neue Eindrücke und das Gefühl der Verbundenheit im Glauben nach rund einer Stunde wieder verabschiedeten.

 

Das Gemeindehaus Berlin der Mennoniten-Gemeinde BB e:V. befindet sich in der Rudolf-Leonhard-Straße , einer Querverbindung zwischen dem Blumberger Damm und der Lea-Grundig-Straße. Von der Tram-Haltestelle Bürgerpark der M8 und 16 ist man in wenigen Minuten dort, kommt aber zuerst an der großen Baustelle Karl-Holtz-Straße / Rudolf-Leonhard-Straße vorbei, wo zurzeit ein ganz neues Viertel gebaut wird.

 

 

Wer es nicht weiß, läuft vielleicht an diesem Flachbau vorbei, der früher mal ein Penny-Markt war und übersieht den Schaukasten in dem auf deutsch und russisch zu den Gottesdiensten mit Kinderstunde um 10 Uhr und zur Bibelstunde donnerstags um 18 Uhr sowie weiteren Gemeindeveranstaltungen eingeladen wird.

 

 

Innen wird man in einem großen Vorraum empfangen, der einlädt, erst einmal miteinander ins Gespräch zu kommen und den Kirchraum zu betreten, dessen weit geöffnete Türen mit so schönen Worten überschrieben sind:

 

 

Wir wurden von Artur, dem ehrenamtlichen stellvertretenden Ältesten durch das Haus geführt und staunten darüber was aus dieser Kaufhalle geworden ist: ein bestens eingerichtetes Gemeindehaus, in dem an alle gedacht wurde. Für die Kinder jeder Altersgruppe gibt es einen Raum, für die Mütter mit Kleinstkindern eine Stillmöglichkeit und den Blick in den Gottesdienstraum, natürlich mit Lautsprecher um das Geschehen verfolgen zu können. Daneben einen Raum für den Übersetzer. Denn jeder soll alles verstehen können: Was auf Russisch gesprochen wird, deutsch und umgekehrt.

Die Gemeinde hat außer diesem Standort noch ein Haus in Königs-Wusterhausen und in Waldstadt nahe Wünsdorf. Die Gesamtgemeinde hat 130 Mitglieder. Hierher nach Marzahn kommen regelmäßig um die 25 Gottesdienstbesucher. Doch ist das Haus dafür eingerichtet, dass bis zu 200 Menschen empfangen werden können, denn man besucht sich gern gegenseitig. Auch die Bielefelder Muttergemeinde mit über 2000 Mitgliedern gehört dazu. Ohne ihre Unterstützung bzw. aller Gemeindeglieder untereinander wäre das hier alles nicht möglich, nicht nur die bauliche und technische Ausstattung, sondern auch die Ausbildung der Prediger und Chorleiter und vieles mehr.

 

Die Gemeinde ist sehr offen für Gäste, die die Gottesdienst besuchen, auch die aus dem daneben gelegenen Flüchtlingsheim. Wir fragten danach, wie man Mitglied werden kann. Die Antwort lautete: Nur wenn die Gemeinde den Eindruck hat, dass man ein wiedergeborener Christ ist. So erzählt man seine Geschichte, wie man zu Jesus gefunden hat bzw. Jesus uns gefunden hat. Es wären tausend verschiedene Geschichten, die da schon erzählt wurden, denn jeder hat seine ganz persönliche Geschichte.

Die Mennoniten selber haben schon eine sehr lange Geschichte. Sie nennen sich nach Menno Simons, der in der Reformationszeit), der in der Reformationszeit als sogenannter „Wiedertäufer“ wie alle, die dazu gerechnet wurden, schwere Verfolgung auch von Seiten der Evangelischen erlebte. Auf der Suche nach einem Ort, wo sie so leben könnten, wie es Jesus in der Bergpredigt lehrt, kamen sie auch nach Russland und nun nach einer bewegten Geschichte ab den 90er Jahren wieder zurück nach Deutschland.

Beeindruckend war auch die Initiative der Interessengmeinschaft und des Vereins dafür, dass nicht nur der Turm wieder aufgebaut wurde, sondern dieser auch wieder eine Glocke erhielt. Zurzeit muss sie noch mit der Hand geläutet werden, was nicht jeder kann. So ist das nächste Ziel ein elektrischer Antrieb für die Glocke, wofür noch Spenden benötigt werden.

Im Gespräch wurde deutlich, welche eine Schwellenangst viele Einheimische haben, eine Kirche zu betreten und wie diese Kirche durch ihre Angebote hilft, dies zu überwinden.

 


4. Station: Besuch der Freien Evangeliums Christen-Gemeinde in der Ludwig-Renn-Straße 34 am 7. September 2020

 

 

 

Viele Anwohner kennen dieses nun neu renovierte und umgebaute Gebäude als jahrelange Bauruine, nachdem anfangs mal eine Gaststätte u.ä. sich nicht lange halten konnten. Vor den drei Hochhäusern und am Rande des Bürgerparks gelegen ist der interessante und verwinkelte Bau ein Hingucker. Seit mehreren Jahren hat die Freie Evangeliums-Christengemeinde das Grundstück erworben und es in Eigeninitiative zu einem Gemeindezentrum umgebaut.

 

 

An der Eingangsseite wird man von einer Blumenrabatte empfangen. Noch fehlt ein Schaukasten und ein Hinweis auf die Eigentümer des Gebäudes. Der Einzug im April fiel mit der
Korona-Epedimie zusammen. So finden sonntags zwei Gottesdienste statt, damit alle Gemeindeglieder mit dem gebotenen Abstand im Gemeinderaum Platz haben.

 

Noch betritt man das Haus durch einen Eingang auf der linken Seite, doch demnächst durch den hellen schönen Haupteingang, der mal eine Lieferrampe war.

Wir durften auch die weiteren Räume besichtigen, die Räume für die Kinder verschiedenen Alters, für die Jugendlichen, für Besprechungen...

 

Der ursprünglich vorhandene große Saal wurde noch erweitert. Er ist hell und freundlich. Der Gottesdienst findet in Russisch und Deutsch statt. Für die jeweils andere Sprache wird übersetzt.

 

 

Die Gemeinde hat vorher kirchliche Räume im Prenzlauer Berg und dann im Gemeindezentrum Marzahn/Nord in der Schleusinger Str. 12 als Untermieter nutzen können. Nun hat sie also ein eigenes Zuhause. Im Gottesdienst und in der Bibelstunde beeindruckt uns vor allem die Intensität ihrer Gebete. Die Gemeinde gehört zur Pfingstbewegung, die in den 20er Jahren vor allem auch durch den Baptistenpastor Iwan Woronajew in Russland, der Ukraine und auch Bulgarien entstanden.

Im Verbund mit den anderen Gemeinden der Bruderschaft der Freien Evangeliums Christen Gemeinden helfen sie durch ihr eigenes Stephanus Hilfswerk Menschen in vielen Ländern.

 


 

5. Station am 24.8.2020: Ziemlich versteckt am Rand des großen Sportplatz teilt sich die
Missionsgemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) mit anderen Mietern ein Kita-Gebäude noch aus DDR-Zeiten in der Schwarzburger Straße 8 (-10).

 

 

Schon vor dem Eingang wurden wir von Pastor Schröter herzlich in Empfang genommen und eingeladen, miteinander ein Osterlied zu singen, denn wir sind ja auf dem Emmaus-Pilgerweg durch Marzahn.

 

 

 

20 Jahre nun schon gibt es in diesem Jahr die „Missionsgemeinde“ in Marzahn. Alle Berliner Gemeinden dieser Kirche waren gebeten worden, Gemeindeglieder zu bitten, hierher nach Marzahn zu kommen, um zuerst einmal einen „frommen Stamm“ für die Neugründung zu haben. So kommen einige noch immer von weiter her zu den Gottesdiensten sonntags.

An der Eingangstür auf einem kleinen Schild und auf der Webseite steht: „Alle Sünder willkommen!“ Ob dies mal jemanden abgeschreckt hat, diese Kirche zu betreten. Nur in den ersten Jahren gab es wohl mal kritische Stimmen.

 

 

 

 

Inzwischen wird die Gemeinde nicht mehr von den für Mission vorgesehenen Geldern der Gesamtkirche finanziert, sondern teilt sich mit der Martinsgemeinde Angermünde sowie deren weiteren Predigtorten Fredersdorf (bei Prenzlau, postalisch Zichow, Fredersdorfer Dorfstr.) und Biesenthal ihren Pastor, der auf halben Wege zwischen diesen allen in Bernau wohnt.

 

Seit 15 Jahren betreibt die Gemeinde mit vielen Helfern eine Ausgabestelle von „Laib und Seele“. Heute, am Montag um 17 Uhr ist der Kirchraum schon dafür hergerichtet, dass am Dienstag die gespendeten Lebensmittel hier sortiert und dann am Mittwoch und Freitag ausgegeben werden können. Es ist eine der größten Ausgabestellen in Berlin und eine der beiden, die auch in der gesamten Corona-Zeit geöffnet hatte, natürlich mit einem entsprechenden Schutzkonzept und den nötigen Abstandsregeln.

 

 

 

So sitzen nun auch wir rund um die noch leeren Kisten vor dem Altar und hören auf die Emmausgeschichte und beten miteinander für uns und andere. Pastor Schröter erzählt von der Konfirmation im September und dass dafür der Katechismus, die Gebote und zum Beispiel Psalm 23 gelernt wird. Auch das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser wird in der für uns „alten“ Form gesprochen. So wird sehr bewusst die Formulierung „niedergefahren zur Hölle“ beibehalten und auch von einer „Auferstehung des Fleisches“ gesprochen. Die Feier des Heiligen Abendmahls ist wichtiger Bestandteil (fast) jeden Gottesdienstes. Da Jesus gesagt hat: „Das ist mein Leib“ wird dies auch so verstanden, dass Jesus , auch wenn wir es nicht verstehen, real in Brot und Wein anwesend ist.

 

 

Draußen auf dem großen Gelände hinter dem Haus ist Platz für Kinder zum Spielen. Von einem Bauwagen aus werden sie betreut, während die Eltern in der Ausgabestelle sind. Pastor Schröter ist für Gespräche jeden Mittwoch bei „Laib und Seele“ da.

 

Im Eingangsbereich orientieren zwei große Wandbilder nach den beliebten Zeichnungen von Paula Jordan auf dass, worauf es hier ankommt: Die Kinder – Jesus selbst als Kind in der Krippe – und als derjenige, der sich nicht von ihnen gestört fühlt, sondern die Kinder uns Erwachsenen als Vorbild vor die Augen stellt und sagt: „Ihnen gehört das Himmelreich.“

 

 

 

Zum Schluss noch die Frage nach der Geschichte dieser Kirche. Zum 300. Reformationsjubiläum 1817 verkündete König Friedrich Wilhelm III. die Union von lutherischen und reformierten Gemeinden für Preußen. Vor allem in Schlesien und Pommern weigerten sich Gemeinden und wollten lutherisch bleiben. Das wurde erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts möglich. Als 1945 die Flüchtlinge gerade aus diesen Gebieten über ganz Deutschland verteilt wurden, entstanden auch überall altlutherische Kirchen, die seit 1972 sich als SELK vereinigt haben und Luthers Erbe konsequenter überliefern, als manche der lutherischen Landeskirchen.

 

Möge diese kleine Gemeinde und ihr Helferkreis von „Laib und Seele“ die Kraft und die Freude weiterhin geschenkt werden, diese so wichtige Arbeit hier vor Ort „zu stemmen“!

 


 

6. Station: Am 31. August 2020 trafen wir uns in der Evangelischen Dorfkirche Marzahn,
wo uns der seit März „neue“ Pfarrer der Gemeinde Dr. Joram Luttenberger empfing.

 

 

150 Jahre Dorfkirche Marzahn wird im nächsten Jahr zu feiern sein. 1871 wurde sie erbaut und löste eine alte Feldsteinkirche ab, an deren Stelle die Schule, das heutige Museum auf dem Dorfanger errichtet wurde.

 

 

 

Bis zum Jubiläum soll der Altarraum noch gestrichen und einiges ausgebessert werden, auch das Ziffernblatt der Turmuhr. Zum Jubiläum wird auch Besuch von der finnischen Partnergemeinde in Kemi (https://de.wikipedia.org/wiki/Kemi) erwartet. (https://www.discoveringfinland.com/de/destination/kemi-lutherische-kirche/) hat.

 

 

Nach dem „Lockdown“ im März war die Kirche jeden Tag in der Passionszeit bis Ostern von 17 bis 19 Uhr zum stillen Gebet geöffnet, auch sonntags zu den Gottesdienstzeiten zu einer Andacht. Ab Himmelfahrt finden sonntags wieder Gottesdienste statt. Erfreulich ist es, dass es im neuen Schuljahr wieder eine Konfirmandengruppe zusammen mit der Gemeinde Marzahn/Nord geben wird.

 

Auch zu den anderen Gemeindeveranstaltungen in der Woche wird nun wieder eingeladen, so wie es im Gemeindeblatt und auf der Internetseite der Gemeinde steht: www.dorfkirche-marzahn.de.

Vor allem durch den Kindergarten der Gemeinde war und ist man mit den immer neuen Corona-Bestimmungen vertraut und damit beschäftigt. (Den Kindergarten werden wir noch extra besuchen.)

 

 

Pfarrer Dr. Joram Luttenberger ist seit März 2020 in der Gemeinde.. Er promovierte an der Theologischen Falultät Leipzig im Fachbereich Neues Testament und hatte Lehraufträge im Gnadauer theologischen Seminar Falkenberg/Mark (http://www.gtsf.de/index.php?option=com_content&view=article&id=10&Itemid=17).und dem Missionhaus Malche in Bad Freienwalde (https://missionshaus-malche.de/index.php).

 

 

 

Außer der evangelischen Gemeinde ist im Gemeindehaus schon seit vielen Jahren das Apostelamt Jesu Christi und die russlanddeutsche Brüder-Gemeinde zu Gast. Auch diese beiden Gemeinden wollen wir noch besuchen und kennenlernen.

 

 

 

Nach einem Gebet für unsere Kranken und die Gemeinschaft der drei Gemeinden hier vor Ort in der Kirche gingen wir noch rüber ins Gemeindehaus und bewunderten die so schön renovierten Gemeinderäume, den kleinen Saal und das Café. Auch auf dem Hof laden Sitzgruppen zum Bleiben ein.

 


7. Station: Am 14. September 2020 besuchten wir den Ostkirchhof Ahrensfelde

Obwohl der Fußweg von der Endhaltestelle der Straßenbahn M8 und 16 nicht weit ist, waren etliche aus unserer Gruppe von Marzahnern das erste Mal hier. Vor der Dorfkirche Ahrensfelde muss man in die Lindenberger Straße einbiegen, dann geht es geradeaus und hinter der S-Bahmschranke rechts in die Ulmenallee . Dort kommt man dann geradewegs auf den Eingangsbereich des Friedhofs, der mehr einem Schlosspark gleicht. Gräber sind für den Besucher erst einmal nicht zu sehen, sondern Wald und Wiese und weit hinten, das Bild bestimmend, die Kapelle.

 

Im Eingangsbereich liegen Informationsflyer zu verschiedenen Fragen zum Mitnehmen bereit, so auch zur Geschichte und den Angeboten des Friedhofs wie Konzerte und Führungen. 1908 wurde der Friedhof für 10 evangelische Berliner Innenstadt-Gemeinden eingeweiht, verbunden mit einer extra Bahnstation. Heute wird er landeskirchlich verwaltet und vor allem von Menschen bevorzugt, die die Natur lieben. Zahlreiche Baumbestattungen sind Zeugen davon.

 

 

Über der Eingangstür der Friedhofskapelle steht ein Wort aus Hiob 19,25: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Aus diesem Grunde sind wir ja auf unserem Emmaus-Weg unterwegs. Ahrensfelde gehört zwar zum Land Brandenburg, aber zur Kirchengemeinde dort gehört das Gebiet nördlich der Havemannstraße, also ein Teil von Marzahn-Hellersdorf. So finden und fanden hier auch Bestattungen von Gemeindegliedern aus der Kirchengemeinde Marzahn/Nord statt.

 

Gut zwei Stunden lang kann man auf diesem Friedhof spazieren gehen. Bei diesem spätsommerlichen Wetter ist es ein Genuss. Auch einen Hund durften wir mitbringen. „Aber selbstverständlich,“ erfuhren wir auf die Nachfrage.

 

 


 

8. Station: Besuch der Russisch-Orthodoxen Kirche in Marzahn. Allee der Kosmonauten 184-188, 12685 Berlin am 21.09.2020

 

 

 

Die Tür der kleinen Russisch-Orthodoxen Kirche an der AdK direkt gegenüber dem alten Dorf Marzahn mit ihrem goldenen weit leuchtendem Türmchen war nur angelehnt und führt über einen kleinen Vorraum in den so prächtig und farbenfrohen Ikonen zum Gebet einladenden Kirchraum.

 

 

 

Priester Jewgenij Mursin empfing uns herzlich und erzählte von der Gemeinde, die vor 10 Jahren mit dem Bau dieses Gotteshauses entstand und ca 150 bis 200 Gemeindeglieder hat. Erzpriester

Petr Pacholkov (https://rokmp.de/de/cliriks/paholkov-petr/) leitet sie. Die Gottesdienste sonntags finden aufgrund der Corona-Abstandsregeln draußen auf dem großen Vorplatz statt. Freitags um 18 Uhr findet ein Gebetsgottesdienst statt. Im Kirchraum kennzeichnen jetzt auf den mit Teppichen ausgelegtem Fußboden Klebestreifen den nötigen Abstand.

 

 

Durch die Mittlere Pforte kann die Gemeinde während des Gottesdienstes in den Altarraum sehen, den nur Priester und Ministranten betreten dürfen. Der Gottesdienst wird in altslavischer Sprache gehalten. Eine deutschsprachigen Gemeinde und entsprechenden Gottesdienst gibt es in Lankwitz: die Gemeinde des Hl. Isidor von Rostov.


Von der Empore aus singt der Chor, denn nur die Stimmen der Menschen werden für das Lob Gottes genutzt, keine Instrumente.

 

Im Mittelpunkt des Raumes liegt auf einem Pult die Ikone, die die Auferstehung Jesu zeigt, wie überhaupt die Auferstehung Jesu und das Lob Gottes Mittelpunkt der Liturgie sind.

 

 

 Heute ist das erste der 12 großen Feste der Orthodoxie, die auch oben auf der Ikonenwand dargestellt sind: das Fest der Geburt der Gottesmutter Maria.

 

 

 

 

Die Kirche ist auf den Namen des Begründers der Russisch Orthodoxen Kirche dem Heiligen Wladimir Swjatoslawitsch geweiht, dessen Bildnis ganz rechts auf der Ikonstase zu sehen ist.

 

 


 

9. Station: Am 28.09.2020 -  Besuch im Bethaus der Gemeinde der Evangeliums Christen (Baptisten)
in der Rosenbecker Str. 52, 12689 Berlin

 

 

Ganz am Stadtrand von Berlin hat die Gemeinde eine Turnhalle in der Zeit erworben, als in Marzahn so viele Schulen abgerissen wurden und sie in den Jahren 2011 bis 2019 zu ihrem Bethaus umgebaut. Davon erzählt im Kirchraum eine Fotoausstellung.

 

 

 

Weder außen noch innen ist noch etwas davon zu spüren, dass hier mal Sport getrieben wurde wurde. Alles blitzt und glänzt, schon im großen Vorraum, von dem man aus den großen Gottesdienstraum betritt. Zusammen mit dem danebenliegenden und durch eine Schiebetür „zuschaltbaren“ Speisesaal sowie der Empore hat er bis zu 700 Plätze. Die Gemeinde selbst hat ca. 80 Mitglieder, doch bei Festen und Hochzeiten sowie Beerdigungen kommen viel mehr.

 

 

Am Sonntag, also gestern, wurde das Erntedank-Fest gefeiert. Ein bestens ausgestatteter Mutter-Kind-Raum ( mit Toilette und Wickeltisch) ermöglicht auch Müttern mit Kleinkindern und Babys die Teilhabe durch ein großes Glasfenster am Gottesdienst.

 

 

 

Hier der Blick von der Empore aus. Vorn sitzt (außer wie jetzt in Corona-Zeiten) der Chor.

 

 

Oben im Haus gibt es noch zahlreiche Räume für die verschiedenen Altersgruppen der Gemeinde, alle sind liebevoll und praktisch eingerichtet und an den Wänden stehen Bibelworte, die zeigen, worum es hier geht.

 

Bienen- und Waben schmücken die Wand im Kinderraum

Welche biblische Geschichte hier wohl gerade erzählt wurde?

So auch im großen Essensaal, hier auf Russisch und auf Deutsch, denn die Gemeinde ist zweisprachig.

 

Im Gottesdienst wird für die jeweils Sprachunkundigen übersetzt, so dass die Prediger jeweils in ihrer Sprache reden können und doch von allen verstanden werden.

 

 

Im Vorraum liegt eine Zeitung aus,: Glaube Aktuell, Nr. 1 2019, des Missionswerks Friedensstimme auf deren letzter Seite die Orte in Deutschland aufgeführt sind, in denen sich weitere Gemeinden dieses Verbandes befinden.

 

Draußen lädt ein Schaukasten zum Gottesdienst und den Bibel- und Gebetsstunden ein.

 

 

 

Einladend sieht auch der so schön gepflegte und mit Blumen bepflanzte Vorplatz aus.

 

 

 Im Gespräch erfuhren viel Interessantes über den Umbau und die Ausgestaltung des Hauses vorwiegend durch eigene Gemeindeglieder und Hilfen von den anderen Gemeinden des Verbundes, von den Kontakten zu Gemeinden gerade auch in den heute islamisch geprägten Ländern der südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken und von den erlebten Verfolgungen in der Sowjetzeit. Wir fragten nach dem Verständnis der Kindererziehung, nach der Möglichkeit in der Gemeinde zu heiraten und Mitglied zu sein, nach Ehescheidungen und hätten noch lange bleiben können, um mehr zu erfahren, aber nach anderthalb Stunden, war es dann doch Zeit, nach Hause zu gehen.

 

 


10. Station: Besuch im Haus Trinity des CVJM in der Belnheimstrasse 33, 12685 Berlin am 5.10.2020

 

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Hinter den hohen Bäumen ziemlich versteckt liegt dieses für Kinder und Jugendliche bestimmte Haus mit seinem großen Außengelände zum Spielen und Toben, Grillen und Gärtnern.

 

 

Über dem Eingangsbereich und dem großen Raum mit Spielmöglichkeiten, einer Sitzecke, Tischen und einer Theke stehen die Worte Jesu: „Ich bin immer und übeall bei euch bis ans Ende der Welt“

 

Nach einer Beratung mit den Kindern über die Regeln, die im Hause gelten sollen, entstand dieses Plakat:

Wer von den BetreuerInnen kostenloses Gebäck

haben möchte, soll sie um eine Aufgabe bitten!

Am Montag, wie heute, sind alle Kinder herzlich willkommen,

am Dienstag ist Jungenstag,

am Mittwoch sind wieder alle eingeladen von 4 bis 17 Jahren,

am Donnerstag ist Mädchentag ,

am Donnerstag und Freitag sind die Abende für die Jugend reserviert.

Um 18 Uhr wird zu einer Andacht eingeladen, die wir heute miterleben dürfen:

Wir werden eingeladen, drei Aussagen über uns selbst auf einen Zettel zu schreiben, von denen zwei wahr sind und eine eine Lüge. So kommen wir lachend miteinander ins Gespräch über Wahrheit: Wie erkenne ich sie? - passend zur Losung des Tages. Habe ich Ohren für Jesu Worte? Bin ich zur Zeit zu oder vielleicht abgelenkt? Wir stellen uns zu vier verschiedenen Fotos auf dem Fußboden und bringen dann im Gebet unsere Anliegen vor Gott!

Mit dabei ist Adam, der seit drei Wochen kommt und von uns Erwachsenen nicht eingeschüchtert ist, sondern für uns Erstaunliches so selbstverständlich sagt.

 

Vorher hatten wir noch die anderen Räume des Hauses besichtigen dürfen. Um einen Innenhof herum liegen Räume für die verschiedensten Tätigkeiten:

eine Werkstatt

großer Raum,
in dem aus Holzpaletten gebaut wird

ein Musikzimmer

 

ein Sportzimmer:

 

in dem Kinder gerade mit Tierfiguren spielen

oder sich auch eine Hüte bauen können

und auch ein kleiner Andachtsraum
mit einem wunderschön selbst gestalteten Fenster.

 


11. Station: Besuch der Lutherischen evangelischen Brüdergemeinde im Evangelischen Gemeindehaus Alt-Marzahn 61, 12685 Berlin (in der oberen Etage) am 12. Oktober 2020

 

 

Nicht nur das hier auf dem Schild benannte erreicht man „über den Hof“, montags um 18 Uhr auch in der oberen Etage des Gemeindehauses die Brüdergemeinde, die sich zur Bibelstunde versammelt. Die Gottesdienste finden wegen der Abstandregeln jetzt in Corona-Zeiten sonntags um 12 Uhr in der Dorfkirche gegenüber statt.

Durch die Tür in der Mitte des Gemeindehauses gelangt man über diese Treppe ins Obergeschoss:

 

Hier war für unseren Empfang um 17.15 Uhr schon alles vorbereitet, wie es die Corona-Bestimmungen verlangen: Liste, Desinfektionsmittel und Stühle in entsprechendem Abstand. Einer der Ältesten der Gemeinde erzählte sehr bewegend und persönlich von der Geschichte und dem Schicksal der Russlanddeutschen und der Brüdergemeinden.

 

Durch Deutsche, die in Moskau arbeiteten und lebten entstand schon im 16. Jahrhundert dort die erste lutherische Gemeinde, also lange vor der großen Einwanderung unter Katharina die Große (gest. 1796). Sie hatte ihren Landsleuten u.a. 30 Jahre Steuerfreiheit und Befreiung vom Militärdienst versprochen. So entstanden deutsche Siedlungen vor allem an der Wolga.

 

Von den russlanddeutschen Gemeinden gab es enge Beziehungen nach Deutschland und z.B. nach Basel, wo die Pastoren studierten und ordiniert wurden. So entstanden wie in Deutschland auch hier "Brüdergemeinden". Jede Gemeinde hat zwei Älteste, die Gottesdienste und Bibelsstunden durchführten, während die Pastoren viele Gemeinden zu betreuen hatten und nur "zu Besuch" kamen, um zu taufen, zu konfirmieren u.ä..

Durch Pastor Wilhelm Stärkel (1839- 1915) und den Evangelisten Heinrich Peter Ehlers ( 1845-1924) wurde die Bruderschaftsbewegung 1871 zu einem Verband innerhalb der Ev. Lutherischen Kirche (an der Wolga) zusammengefasst.

Im 20. Jahrhundert waren die Gemeinden von politischen Entscheidungen betroffen, die nicht nur sie betrafen, sondern jeweils auch andere: Da die Deutschen oft wohlhabend waren, wurden sie aufgrund der Revolution 1917 enteignet, geschmäht und verloren als selbständige Bauern („Kulaken“) nicht nur ihren Besitz, sondern oft auch ihr Leben.

 

Dazu kam ab 1918 der Versuch, mittels staatlicher Gewalt das Christentum wie alle Religion zu vernichten. Kirchen wurden zerstört, fast alle Geistlichen ermordet... Für die Brüdergemeinden, die im nächsten Jahr ihr 150jähriges Bestehen (in Russland) feiern können, war es gut, dass sie gewohnt waren, sich selbst zu leiten. Sie trafen sich heimlich zu Hause zu Gottesdiensten und Gebetsstunden. Wenn keine Männer wegen des Krieges da waren, übernahmen die Frauen die Durchführung und lasen aus Predigtbüchern die Predigt vor.

Die dritte Katastrophe betraf alle Deutschen in der Sowjetunion. Aufgrund des Ukas vom 28. August 1941 wurden sie als potentielle Kollaborateure der Deutschen (nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941) nach Sibirien und Kasachstan deportiert. Alle arbeitsfähigen Männer und Frauen mussten in der Arbeitsarmee (Trudarmee) unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Wieder starben Hunderttausende.

Aufgrund des Zerfalls der Sowjetunion Ende der 80er Jahre und der Einladung (unter Helmut Kohl) nach Deutschland zu kommen, kamen mehr als 2 Millionen der Russlanddeutschen nach Deutschland. Da die deutsche Sprache unter Stalin und danach lange Zeit verboten war zu benutzen, konnten nur die alten Menschen noch Deutsch, allerdings meist kein Hochdeutsch. So war die Verständigung im Anfang schwer. So  erden in den Gemeinden gleichberechtigt beide Sprachen benutzt: Russisch und Deutsch und jeweils in die andere Sprache simultan übersetzt. So auch im Gottesdienst dieser Gemeinde, wie gesagt, zurzeit in der Dorfkirche sonntags um 12 Uhr, sonst hier oben im Saal, wo sich die Gemeinde schon seit den 90er Jahren trifft.

 

Auch heute noch werden gern Bücher mit Predigten beliebter Pastoren benutzt, so von Pastor Wilhelm Busch (1897-1966). Auch hier wieder zeigt sich die enge Verbindung zu Deutschland all die Jahre.  Viele Gemeindeglieder sind gleichzeitig Glieder der evangelischen Landeskirchen. Unter den verschiedenen Brüdergemeinden in Deutschland kennen sich viele und halten den Kontakt untereinander.


12. Station: Besuch im Gemeindezentrum Nord der Evangelischen Versöhnungskirchengemeinde Biesdorf in der Maratstraße 100, 12683 Berlin am 19. Oktober 2020



Schon der Blick in den „Doppelschaukasten“ zeigt, dass hier zwei Gemeinden zu Hause sind und zwar seit Einweihung des Hauses 1986: die ursprünglich noch nicht mit den Biesdorfern fusionierte Versöhnungskirchengemeinde und die Evangelisch-methodistische Gemeinde in Marzahn, um deren Vorstellung es heute gehen soll.

 

 

Erwachsen ist diese Zusammenarbeit aus den ökumenischen Besuchsdiensten in der Gründungszeit der Gemeinden, als gemischte Teams von Evangelischen, Katholiken, Methodisten und Baptisten Besuche machten in den vielen neuen Hochhäusern von Marzahn, um Gemeindeglieder einzuladen.

Dankbar gedacht wird in diesem Zusammenhang an das Pastorenehepaar Tietsch, in deren Wohnung sich anfangs die Gemeinde traf und von der aus sie aufgebaut wurde, auch dank der Unterstützung vieler Studenten des Paulinums.

Im Kirchraum fällt das Altarbild, gestaltet von Rüdiger Roehl, ins Auge, ein liegender gekreuzigter Christus, der wie eine Brücke Menschen verbindet. Besonders schön ist auch das Band bunter Glasfenster oben rings um den Raum. Die Orgel wurde 2011 dank der langjährigen Partnerschaft mit Gemeinden in Siebenbürgen dort restauriert und erweitert und in ihrer Gestaltung an den Raum angepasst.

Besonders einladend wirkt der Raum, als wir beim Gehen sind, es inzwischen dunkel geworden ist und der Raum für den nach uns kommenden Chor vorbereitet wird und zum Lüften die Türen nach draußen auf das Gartengelände weit geöffnet waren:

 



 

Auch weitere Räume stehen für kleinere und größere Gruppen zur Verfügung und im Sommer die große Wiese rund um das Gemeindezentrum. Auch auf dem Gelände befindet sich das Pfarrhaus.

Ute Minor, die uns über die methodistische Kirche berichtet, gehört von Kindheit an dazu. 30 Jahre hat sie als Physikerin an der Akademie des Wissenschaften gearbeitet, ging in der Wendezeit in den Vorruhestand und nutzte die gewonnene Zeit nun voll für die Gemeinde. Sie war bis zu ihrem Ruhestand hier Pastorin und ist auch weiterhin aktiv. Die Gottesdienste werden all die Jahre schon immer im Wechsel mal nach landeskirchlicher Weise, mal nach den Regeln der EmK gehalten, mal werden die blauen und dann wieder die grünen Gesangbücher genutzt und beide Gemeinden nehmen jeweils daran teil.

Wir erfahren von der Entstehung des Methodismus in England und das „Methodismus“ nicht auf besondere „Methoden“ hinweist, sondern die Übernahme einer spöttischen Bezeichnung aus der Anfangszeit der Bewegung ist, nach dem Prinzip: „Wenn ihr meint, wir wären solche, dann meinetwegen.“ Darum wird das „m“ auch im Namen klein geschrieben im Unterschied zum „E“ - Evangelisch, weil das für sie wichtiger ist.

Im Unterschied zu den deutschen „Landes“-Kirchen ist diese Kirche international organisiert.

Weil ihnen wichtig ist, dass der persönliche Glaube sich auch im praktischen Leben und in der Gesellschaft auswirkt, sind die Gemeinden im Unterschied zu anderen Kirchen nicht nur durch die bekannten Glaubensbekenntnisse miteinander verbunden, sondern auch durch Einigung auf „soziale Grundsätze“. Gerade hier steht die internationale Gemeinschaft der methodistischen Kirche heute vor einer Zerreißprobe in der Auseinandersetzung über den Umgang mit Homosexualität. Was sonst noch „typisch methodistisch“ ist, kann man auch auf der Webseite der EmK in Deutschland lesen.6

Wir erfahren, dass die Gemeindeglieder selbst bestimmen, wie hoch ihr finanzieller Beitrag für ihre Kirche ist. Das meiste Geld, dass zusammenkommt, wird an die Zentrale überwiesen, von wo aus auch die Pastoren bezahlt werden. Seit Sommer hat die kleine Gemeinde hier keinen Pastor und muss erst einmal ein Jahr lang ohne auskommen. Auch vorher schon hat sie sich mit den Schöneweidern einen „geteilt“. Doch von Resignation ist nichts zu spüren. Zuerst einmal geht es darum, dass nach der Corona bedingten Pause das wöchentliche ökumenische Bibelgespräch wieder stattfindet. Platz genug ist da, wie dieser schöne große Raum:



13. Station: Bericht über den Besuch der Kirche43 in der Schönagelstraße 14, 12679 Berlin am 26.10.2020
 

 

Von der Raoul-Wallenberg-Strasse geht als erste Parallelstraße zur Landsberger Allee die Schönagelstraße ab. In dieser Einfamilienhaussiedlung schräg gegenüber der Mühle und dem alten Dorfkern von Marzahn lebten ursprünglich vor allem Landarbeiter, die in den Gärtnerbetrieben des Dorfes ihr Geld verdienten. Hier hatte die katholische Kirche Marzahns in diesem Flachbau ihr erstes Domizil. Später fand hier auch die Christenlehre der evangelischen Gemeinde Marzahn/Nord statt.

 

 

Als die neue katholische Kirche an der Landsberger Allee und das evangelische Gemeindezentrum in Nord fertig waren, fand die Baptistische Gemeinde hier ein zu Hause. Als sie sich im Dezember 2019 auflöste, lag es ihr am Herzen, dass der Standort weiter für Gottesdienste genutzt würde. Zu dieser Zeit erhielt die Gemeinde „Kirche43“, die bis dahin im Einkaufszentrum in der Hohensaatener Straße Räume hatte, eine Kündigung wegen Umbau des ganzen Areals. Zwar hat sie hier viel weniger Platz als dort, aber beide Orte liegen per Fuß nur ca. 15 min auseinander. So ist die Gemeinde ohne Probleme mit gewandert. Nur fiel der Umzug in den Conona-Lockdown vom Frühjahr, so dass eine Einweihung und eine Begrüßung der Nachbarn vom Kiez, bisher nicht wie geplant stattfinden konnte. Doch die Gemeinde weiß sich zu helfen und ist eifrig dabei, den beengten Platz bestmöglich zu nutzen. Ein Raum für die Kinder ist schon eingerichtet, Bücher zur Ausleihe stehen im Vorraum, draußen ist bei Tageslicht schon Neues zu sehen. Aber viel Arbeit steht auch noch an.

Pastor Torsten Klotzsche erzählte uns von der Entstehungsgeschichte der Gemeinde, die zum Mülheimer Verband gehört und deren Muttergemeinde die Lukas-Gemeinde in Schöneberg ist.

Nach der Wende wirkten in Marzahn-Hellersdorf auch amerikanische Missionare von Partnerorgainsationen, die zur Gründung der Gemeinde beitrugen. Sie fand zuerst in der "Arche" in Hellersdorf Räume. Vor zehn Jahren erfolgte der Umzug in die Hohensaatener Straße, wo die Gemeinde wuchs und mit der Zeit noch mehr Räume anmieten konnte. Wir haben sie bei unserem Neujahrsempfang am 22. Februar noch kennenlernen können.

 Auf dem Foto sehen wir hinter dem Pastor den liebevoll gestalteten Altar, der wie die von Kindern gemalten Bilder am Fenster von dem Erntedankgottesdienst erzählt, an dem sich die ganze Gemeinde durch eigene Beiträge beteiligte.

Der Gottesdienst beginnt sonntags immer um 11 Uhr und dann bleibt die Gemeinde oft bis in den Abend zusammen. In der Woche trifft sich die Jugend und andere Gruppen. Doch auch Hauskreise sind ein wichtiger Bestandteil des Gemeindelebens und das gemeinsame Gebet.

Pastor Klotzsche erzählte auf unsere Fragen hin von der Geschichte des Mülheimer Verbandes und zeigte uns das Buch des Verbandsvorsitzenden über die 100jährige wechselvolle Geschichte dieser vom pfingstlerischen Geist geprägten Gemeinden, die mit einer unerwartet großen Anklang findenen Evangelisationsveranstaltung in Mülheim an der Ruhr 1905 begann und sich schnell über ganz Deutschland ausbreitete.

Die Beamer-Karte an der Wand zeigte uns die Orte, in denen sich heute Gemeinden des Verbandes befinden. Auch Neugründungen gehören dazu, wobei man sich von anderen Kirchen nur schwach versorgte Gegenden aussucht, um ihnen keine Konkurrenz zu machen.

Mancher fragt sich vielleicht, was die 43 im Namen der Gemeinde bedeutet. Einerseits erinnert sie an die alte Postleitzahl des Kiezes in Marzahn zu DDR-Zeiten 1043 und macht - wie es auf der Webseite heißt - deutlich: Wir sind in Marzahn zu Hause.
Andererseits weist es auf den Leitspruch der Gemeinde aus dem Buch des Propheten Jeremia 4,3 hin:  Da heißt es in der neuen Luther-Übersetzung: "Pflüget ein Neues und säet nicht unter den Dornen" oder mit den Worten der Übersetzung "Hoffnung für alle" etwas ausführlicher:
"Fangt ganz neu an wie ein Bauer, der ein brachliegendes Feld zum ersten Mal wieder bestellt! Streut eure Saat auf fruchtbaren Boden und nicht unter die Dornen!"


14. Station am 6.9.2021: Die Dorfkirche Ahrensfelde mit Friedhof und Gemeindezentrum

 

Nach langer Corona-bedingter Pause startete unser Pilgerweg mit einem Besuch der Dorfkirche Ahrensfelde. Zur 2020 gegründeten Gesamtkirchengemeinde gehören Ahrensfelde-Mehrow-Eiche am Stadtrand von Berlin, zu ihren um die 1000 Gemeindegliedern allerdings auch zur Hälfte Marzahner, die in den Straßen nördlich der Havemannstraße wohnen, ursprünglich mal auf Brandenburger Land gebaut.

 

Im Eingangsbereich des Pfarrhauses empfängt den Besucher ein Wegzeiger, der von den schon jahrzehntelangen Kontakten der Gemeinde in alle Himmelrichtungen erzählt : von Kuba, Schottland, Polen, Britzingen/Dattingen im Breisgau-Hochschwarzwald und zur Kinder-Wohngruppe „Tannenzweige“ (Wittstock).

Pfarrerin Martina Sieder führte uns durch das große grüne Gelände und erzählte uns von der Geschichte der Gemeinde, die mit der Entstehung des Dorfes vermutlich im 12. Jhdt.begann. Auf dem Friedhof zeigte sie uns, wie ein altes Familiengrab nun für eine Urnengemeinschaftsanlage genutzt wird.

 

Als langjährige Pastorin hier erzählte sie neben den historischen Ausführungen für uns sehr unterhaltsam, was auch sonst noch im täglichen Betrieb passiert und womit sich eine Gemeinde, die eine Kirche unter Denkmalsschutz besitzt, alles wissen und sich kümmern muss.

 

Die Kreuzigungsszene auf dem Altarbild zeigt im Hintergrund eine mittelalterliche deutsche Stadt. Welche? Das ist die Frage.

Um die Kirche auch in der Coronazeit nutzen zu können, wurde sie mit einer Lüftungsanlage ausgerüstet. Statt mit Bänken ist sie durch Stühle vielfältig nutzbar. Fotos erzählen vom vielfältigen Gemeindeleben.

 

Das erleben wir dann selbst durch den Besuch der Jungen Gemeinde, die sich unter der großen Linde wie jeden Montag um 18 Uhr trifft. Am Sonntag hatten sie ganz selbständig den Gottesdienst zum Thema Hoffnung gestaltet und wir spürten ihre Begeisterung, mit der sie bei der Sache sind. So wurde auch vom Heiligabendgottesdienst um 16 Uhr erzählt, voriges Jahr wegen Corona im Freien auf einer Bühne vor der großen Wiese.Ein bleibendes Erlebnis: in der Kälte und Dunkelheit Engel zu spielen bzw. zu erleben, Engel = Botschafter Gottes für Dich und mich.

 

Dass auch Kinder in der Gemeinde , angefangen von der Krabbelgruppe willkommen sind, ist für Besucher nicht zu übersehen: ein „Kinder-Container“ wurde gerade wieder neu farbenfroh gestaltet. Höhepunkt ist das jährliche Eisenbahnfest.

Wer mehr über die Gemeinde wissen möchte, besuche die Webseite immer mal wieder, denn sie ist neu und wird jetzt nach und nach mit Berichten gefüllt. Oder besser noch, komme vorbei! Wir jedenfalls waren so froh und dankbar über die erlebte Gastfreundschaft, Herzlichkeit und darüber, wie hier die Wirkung der Botschaft Jesu zu spüren ist.


15. Station: Besuch in der Alten Pfarrkirche in Mahlsdorf am 13. September 2021

 

 

An der Höhnower Straße kurz vor der stark befahrenen B1 versteckt hinter hohen Bäumen gelegen, befindet sich das älteste Gebäude unseres Stadtbezirks, dass auf der Gemeindewebseite wie bei Wikipedia ausführlich in seiner Baugeschichte und Ausstattung beschrieben wird.

 

Liebevoll bekränzen im Eingangsbereich herbstliche Blumen den Eingangsbereich.

 

Draußen am Zaun des Grundstücks lädt ein großes Schild zum Besuch ein.

 

 

Drinnen fällt der Blick auf den golden erstrahlenden Barockaltar.

 

 

Gekommen waren wir, weil wir erfahren hatte, dass am Tag vorher, dem Tag des offenen Denkmahls letztmalig das Kunstprojekt „Ich will euch tragen bis ihr grau werdet“ - „100 Alte als Altarbild“ von Barbara Gerasch zu sehen war. Noch aber war es nicht abgenommen und erstrahlte neben dem Altar in Gold.

 

 

Ein besonderes Geschenk war das Buch zu diesem Kunstwerk mit gleichem Titel, herausgegeben von der Künstlerin und Alexander Höner, dem ehemaligen Pfarrer der Friedichshagener Kirche wo die Bilder den Altar von 2012 bis 2015 umrahmten. Hier in der kleinen Dorfkirche war nur Platz für jeweils die Hälfte.

 

 

Tritt man aus der Kirchentür steht man vor den Gräbern des Friedhofs. Pfarrer Grützmann zeigte uns auch die Totenkammer an der rechten Seite der Kirche, in ein Grabstein von 1579 aufbewahrt wird und von der langen Geschichte der Mahlsdorfer christlichen Gemeinde und ihrem Glauben erzählt:

 

 

Doch ist gleich neben der Kirche hinter dem Pfarrhaus auch durch diese große Wiese Platz für Gemeindefeste und Gottesdienste im Grünen.

 

 

Ansonsten gibt es den großen Gemeindesaal als Anbauans Pfarrhaus und darunter den Jugendkeller, hier zu sehen der Eingangsbereich

 

 

Draußen werfen wir noch einen Blick auf den Schaukasten mit seinen Einladungen. Doch nicht nur hier in der Mitte von Mahlsorf trifft sich die Gemeinde, sondern auch in Nord und Süd: in der Kreuzkirche und im Theodor Fliedner-Heim, die wir auch noch besuchen wollen. Dazu kommt noch der vor sechs Jahren neu errichtete und eingeweihte evangelische Kindergarten im Pfarrhufenanger 89. Wir werden also noch dreimal nach Mahlsdorf fahren können.

 


16. Station: Besuch im Kinder- und Jugendhaus Bolle von Straßenkinder e.V. am 20.09.2021

 

 

Mitten im Wohngebiet von Marzahn-Ost vor dem Ahrensfelder Berg befindet sich in der Hohensaatener Straße 20 /20a dieser Flachbau, der nun schon seit 10 Jahren mit seinen farbenfrohen beiden Eingängen Kinder- und Jugendliche des Gebietes einlädt einzutreten und vor 4 Jahren mit einem zweistöckigen Anbau versehen wurde.

 

Zurzeit wirbt dieser große Aufsteller für die Beteiligung an der U18-Wahl und einige Wünsche der Kinder und Jugendlichen stehen auf den angebrachten bunten Blättern:

 

 

In dem Schaukasten wenig weiter wird über die Angebote des Hauses und Aktuelles informiert:

 

 

Farbenfroh geht es weiter, wo wir auf Bänken rings an der Wand erst einmal Platz nehmen dürfen und von der Geschichte des Vereins Straßenkinder e.V., dem Träger des Hauses und der Arbeit hier erfahren. Jedem von uns wird der Jahresbericht 2020 von Straßenkinder e.V. und der Vereinsflyer übergeben, die so umfangreich ist, dass wir sie hier nicht darstellen können. Hier nur der Hinweis: Der Koch des Hauses verpflegt nicht nur die Kinder, die hierher kommen, sondern auch zweimal wöchentlich obdachlose Kinder und Jugendliche auf dem Alexanderplatz durch Essenspäckchen.

 

So schön bunt sieht die Wahlurne für die U-18 Wahl aus! Das allein macht doch schon Lust zu wählen. Die Kinder haben Filme über die verschiedenen Parteien gesehen und sollten dann wählen. Noch ist das Ergebnis nicht ausgezählt.

 

Das Haus wimmelte von Kindern, doch habe ich möglichst so fotografiert, dass sie nicht zu sehehn sind. Darum konnte ich auch in den zahlreichen Räumen mit ihren Angeboten zum Toben, Spielen, Musizieren, Basteln, für Hausaufgaben und und und nicht fotografieren. Draußen ging das schon , hier der Hof mit Spielplatz, Trambolin, Fahrradwerkstatt, Tischtennisplatte...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hinter dem Hof über einen Betonweg zu erreichen, der sich zum Fahrradfahren und ähnlichem eignet, befindet sich der Fussballplatz, nicht so groß wie ein richtiger, aber mit genug Platz zum Bewegen und zusätzlichen Containern, die in der Corona-Anfangszeit angeschafft wurden, um Lernhilfe mit den nötigen Abstandsregeln für möglichst viele Kinder zu ermöglichen.

 

Jede Altersgruppe Kinder, Teenis und Jugendliche hat in jeder Woche auch ein geistliches Angebot, so in der Kidsparty, bei der es sehr fröhlich zugeht, wie uns Josina erzählt, die das Lachen bis ins Büro hört. Die Teilnahme ist wie alles hier im Haus freiwillig und für jeden offen, egal welcher Religion oder Anschauung.

 

Im Haus sehen wir Hinweisschilder zu den Räumen. Es gibt also noch einen Keller mit Holzwerkstatt und mehr und ganz oben ist das Büro, von wo aus dieses fröhliche Leben im Haus gemanagt wird.

 

 

Auf diesem Aushang sind 32 Mitarbeitende zu sehen, insgesagt sind es an die 40. Gerade sind fünf FSJ-ler dazu gekommen. Die gesamte Arbeit wurd durch Spenden finanziert. Die Spender (über 3000 € jährlich) sind hinten im Jahresbericht aufgelistet. Das hört sich viel an, aber die Not der Kinder und Jugendlichen hat gerade durch die Corona-Krise noch einmal zugenommen und die Arbeit von Straßenkinder e.V. und seinen so hoch motivierten Mitarbeitenden wird dringend nicht nur in Marzahn gebraucht.

 

 

Diese durch LED-Leuchten erstrahlende Landkarte hilft wohl, den Kindern sich gegenseitig zu zeigen, woher sie oder zumindest ihre Eltern nach Deutschland kamen.

 

 

Danke, dass wir Euch hier „bei laufendem Betrieb“ - natürlich mit Maske – besuchen durften und Ihr Zeit für uns hattet!

 


17. Station Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Hellersdorf

in der Glauchauer Str. 7, 12627 Berlin am 27. September 2021

 

 

 

Man muss wissen, wo die Hellersdorfer evangelische Kirche ist, sonst könnte man sie leicht durch andere Gebäude daneben und die hohen Bäume davor übersehen. Zuerst fällt der Glockenstuhl mit seinen drei Glocken und die Blumenpracht auf.

 

 

Die Ähnlichkeiten zu unserem Gemeindezentrum in Marzahn/Nord sind auffallend, haben beide Gemeindezentren doch denselben Architekten: Heiinz Tellbach

 

Hier ein Blick in den Kirchraum von der Empore aus.

 

 

Die Orgel wie auch die anderen Gegenstände der Inneneinrichtung werden auf der Webseite der Gemeinde vorgestellt und beschrieben.

 

Auf dem großen Gemälde des indischen Künstlers Sudhir Deshpande "Love them!" ("Liebt sie!") - sehe ich Menschen, die nach oben zum Himmel blicken, die Sehnsucht nach Hoffnung haben. Der Künstler hat ein Gedicht dazu hinterlassen, das auch auf der Webseite zu finden ist.

 

 

Unser Weg durch das Haus führt uns nun in den Garten, der zum Hinsetzen und Bleiben einlädt.


Für die Kinder gibt es dieses hölzerne Schiff und weiteres zum Klettern und Spielen.

 

Gegen Wind und Regen schützt dieses Zelt.

 

 

 

 

Dann gehen wir noch einmal ins Gemeindezentrum und die Treppe hoch. Von dort aus ist ein Blick in den neben dem Kirchraum liegenden Gemeinderaum möglich. Er kann durch Öffnen der Türen an einer Seite zum Kirchraum dazu genommen werden. So können dort und auf der Empore insgesamt 200 Menschen Platz finden.

 

 

 

Aufgrund der Anforderungen in der Corona-Zeit wurde hier oben in einer Niesche eine Lüftung eingebaut, die für ständig frische Luft im gesamten Kirchraum sorgt.

 

 

Die obere Etage/ die Empore bietet ansonsten Platz für die Jugend und die Wände für Austellungen. Wir sehen interessante Auslegungen der 10 Gebote durch Konfirmanden der Gemeinde. Hier zwei Beispiele:

Auch ans Spielen wurde bei der Einrichtung gedacht.

 

Wieder unten im Foyer fällt der Blick auf die Info-Tafel, links mit Nachrichten aus der Gemeinde, in der Mitte mit solchen aus der Landeskirche und rechts mit Infos aus dem Stadtbezirk, ein Zeichen dafür, wie offen die Gemeinde für ihre Umgebung ist und man sich bemüht, auf Menschen zuzugehen.

 

 

Schon seit etlichen Jahren gibt es das „Café auf Rädern“, einen Bollerwagen und nun sogar mit einem Bauwagen - zurzeit am anderen Ende des Kastanienboullevards! Passanten werden so eingeladen zu einer Tasse Kaffee und Gespräch. Diese freundliche Athmosphäre spüren auch wir bei unserem Besuch in diesem offenen Haus.

 


18. Station am 4.10.2021: Katholischen Kirche „Maria – Königin des Friedens“ 
Oberfeldstraße 58/60, 12683 Berlin

 

 

Obwohl es schon 17.30 Uhr ist, erhellt der Altarraum durch die seitlichen Fenster und die helle Altarwand den ganzen Kirchraum. Vom Kreuz gehen Zweige und Strahlen aus, die durch die Fenstergestaltung hinaus ins Weite führen.

 

 

Im Seitenschiff befindet sich vorn ein Marienaltar. Das seitliche Fenster stammt aus dem ehemaligen Kirchsaal im Pfarrhaus aus der Zeit, als die neue Kirche noch nicht fertig war.

 

An der Wand des Seitenschiffs befindet sich der Kreuzweg mit seinen 14 Stationen.

 

 

Für die Orgel, die genau in diesen Raum passt musste die Gemeinde viel Geld aufbringen. Sie setzte sich einen Termin „März“ 1996 und hat es geschafft. Wir spüren die Freude darüber und dürfen ihren Klang hören.

Der Weg zum Gemeindesaal führt über den Hof, wo wir an Maria mit dem Jesuskind vorbeikommen. Im Gemeindesaal wird sich gleich eine Gruppe treffen. Die ersten sind schon gekommen. In der schönen Jahreszeit können die Türen weit nach druaßen zum Hof geöffnet werden.

 

 

Wir dürfen einen Blick in den Unterrichtsraum werfen. Zu gemütlich für den Unterricht, ist das Urteil.

 

 

Im Foyer fällt der Blick durch dieses Fenster auf das Pfarrhaus.

Als wir erfüllt von dem Gespräch und den Eindrücken wieder nach Hause gehen, ist es inzwischen schon dämmrig, aber das Foto von der KIrche gelingt noch. Zu beachten ist das Kreuz, dessen Arme sich wie segnend dem Himmel erheben.

 

In der jetzigen Garage neben dem Pfarrhaus hatte in den Aufbaujahren auch die evangelische Gemeinde einen Raum, später die Jugend der eigenen Gemeinde.

 

Wir erleben sie vom Abendrot erleuchtet – ein schönes Zeichen für die enge ökumenische Gemeinschaft in Biesdorf seit vielen, vielen Jahren mit der evangelischen und der methodistischen Gemeinde in der Maratstraße 100, in der Köpenicker Straße 165 und an der B1 in Alt-Biesdorf 59. So sind alle vier Standorte unter einer Webadesse zu finden: unter www.kirche-biesdorf.de.

 


19. Station: Immanuel-Beratungszentrum  Landsberger Allee 400, 12685 Berlin am 11.10.2021: 

 

 

Auf der rechten Seite der Landsberger Alle stadtauswärts fällt dem Vorbeifahrenden ein großes gelbes Schild am Wegrand und dahinter in einigem Abstand der Turm der katholischen Kirche „Von der Verklärung des Herrn“ auf.

 

Beim Näherkommen kann man lesen: „Immanuel Beratungszentrum Marzahn“, die Telefon-Nr: (030) 9352063, die Adresse der Webseite: www.immanuel.de und „DEM LEBEN ZU LIEBE“

Der gepflasterte Weg führt links am Eingang zur Kirche vorbei in den hinteren Teil des Gemeindehauses, wo wieder ein gelbes Schild über der Tür und ein Banner an der Wand zeigen, dass man richtig ist: Hier ist die Landsberger Allee 400 mit der Beratungsstelle.

 

Wir werden freundlich mit Kaffee und Tee empfangen, sitzen in einer großen Runde im Gemeindesaal der katholischen Gemeinde und hören dass sich hier dienstags immer von 10 bis 13 Uhr Migrantinnen mit ihren Kindern zu Gespräch und Beratung mit Ehrenamtlichen und Mitarbeiterinnen der Beratung treffen. Wir Frauen werden eingeladen, auch mal vorbeizukommen, denn die Neu-Marzahnerinnen freuen sich, mit jemandem deutsch sprechen zu können. Nötig wäre solch eine Gelegenheit aber auch für die Männer.

 

Neben der Migrationsberatung für Erwachsene, die wie die Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatung in der 2. Etage stattfindet, ist hier in der 1. Etage die Erziehungs- und Familienberatung (EFB) die anders als die zuerst genannten Beratungen aufgrund ihrer Finanzierung nur für Marzahn-Hellersdorfer bestimmt sind. Mit einem geringem Stundenanteil wird auch einmal wöchentlich eine Sozialberatung im Haus angeboten nach telefonischer Anmeldung. Alle Beratungen sind kostenlos und es bedarf keiner Überweisung z.B. von einem Arzt, um hier Unterstützung zu finden.

 

 

Hier der Warteraum und einer der Beratungsräume.

 

Hier zwei weitere der hellen freundlichen Räume, in denen man auch an die mitgebrachten Kinder gedacht hat, denn um sie geht es hier in erster Linie: Das spüren wir auch beim Erzählen von der täglichen Arbeit. Sie leiden unter den Konflikten ihrer Eltern am meisten und um ihre Zukunft geht es.

 

Wir sind ganze anderthalb Stunden im Gespräch und tauschen unsere Erfahrungen aus, die wir in der Gemeinde Marzahn/Nord durch das Bemühen um die Integration der Russlanddeutschen machten: wie wichtig das Erzählen aus dem eigenen Leben ist, die lockere Kommunikation bei gemeinsamen Essen und Kaffeetrinken, wie hier dienstags oder bei unserem wöchentlichen „Offenen Kaffeetreff“ seit 1994.

 

Die evangelische Beratungsarbeit im Stadtbezirk Marzahn fing ursprünglich mal in „unserem“ Gemeindezentrum Marzahn/Nord in der Schleusinger Straße 12 an, zog dann in die Basdorfer Straße um, wo sie in Wohnungen eines sechsgeschossigen Wohnhauses in der Nähe vom Eastgate stattfand und in die Immanuel-Group integriert wurde. Inzwischen heißt das gemeinnützige Unternehmen „Immanuel-Albertinen Diakonie und hat deutschlandweit um die 6000 Mitarbeiter. Davon sind in Berlin bei „Beratung+Leben“ an den verschiedensten Standorten 110 in der Beratungsarbeit tätig, hier vor Ort 12.

 

Von den Mitarbeitern wird nicht unbedingt erwartet, dass sie christlich sind, sondern dass sie jedem Menschen, wer er auch sei und welche Probleme er auch habe, als Menschen achtungsvoll begegnen. Denn in jedem sei doch „ein göttlicher Funke“, so die Leiterin Frau Hoelzmann. Das dies auch so ist, spüren wir in ihrem Erzählen, über die vielfältigen Probleme die hier in diesen Räumen zur Sprache kommen.

 


20. Station am 17.10.2021:: Die evangelische Kita „Hinter der Mühle

Diesen schönen Blick auf die Marzahner Mühle und die Gehege des Kleintierhofs haben die Kinder, wenn sie morgens Ihre Kita über den Zugang links am Haus über ihren Spielplatz betreten.

 

 

Der Spielplatz wurde nach den Ideen der Eltern und ihrer Hilfe durch Unterstützung des Fördervereins der Kita neu gestaltet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch auf der anderen Seite des Hauses wird zum Klettern und Spielen eingeladen.

 

Auf dem Hof wurde vor etlichen Jahre die alte Remise für eine vierte Kindergruppe umgebaut. Hier im „Vogelnest“ ist die älteste Gruppe zu Hause, die sich auf die Schule vorbereitet.

 

Wer müde ist, kann sich über die Treppe in den oberen Ruhebereich zurückziehen.

 Im Eingangsbereich der Kita fällt der Blick der Eintretenden auf das große Aquarium, das zum ruhigen Betrachten einlädt.

 

 

Gegründet wurde die Kita der evangelischen Gemeinde Marzahn schon 1946 durch den damaligen Pfarrer, dem die Not der Kinder damals zu Herzen ging, die sich tagsüber selbst überlassen waren, da die Eltern so viel arbeiten mussten. Über mehrere verschiedene Standorte gelangte die Kita seit den 80er Jahren in dieses nun zusammen mit der Gemeinde genutzte und rekonstruierte große Bauerngehöft schräg gegenüber der Dorfkirche.

 

So schön sieht es im unteren Gruppenraum der Jüngsten aus!

 

Oben ist es durch die schrägen Wände in den Gruppenräumen besonders gemütlich.

 

 

Jetzt im Herbst sind Bäume das Thema. Musikinstrumente zeigen, wie viel mit den Kindern gesungen und musikziert wird.

 

 

Überall, zum Beispiel auch auf den Treppenstufen sieht man Zahlen. So werden die Kinder spielerisch auch in die Mathematik eingeführt.

 

 

Menschen „müssen“ mal. Hier haben auch die Kleinsten wie die Großen ihre eigene Toilette. Töpfchen gibt es hier nicht mehr.

 

 

Auch im Waschraum ist alles der Größe der Kinder entsprechend eingerichtet: vorne für die größeren Kinder und , wie man sieht, dahinter für die kleineren.

 

 

Draußen, wieder auf dem Hof, fällt der Blick auf das Insektenhotel und das so bunt bemalte Vogelhäuschen. Rechts neben dem „Vogelnest“ stehen vier Hochbete, eins für jede Gruppe, die dort jeweils selbst ausgewähltes züchtet. Die Tomaten sind nun schon abgeerntet, aber die Sonnenblumen stehen noch.

 

Eine der vielen besonderen Aktionen der Kinder war in diesem Jahr eine Schmetterlingsaufzucht und zu erleben, wie aus den Raupen sich Schmetterlinge erhoben.

Durch das Tor des Zauns im Hintergrund des Bildes gelangt man auf den Gemeinde und durch das dahinter gelegene grüne Hoftor ist man schon fast in der Dorfkirche Marzahn, wo alle 14-Tage dienstags „Kinderkirche“ für die Jüngsten stattfindet. Im täglichen Morgenkreis wie in der Vorbereitung auf die jährlichen Feste bekommen die Kinder durch das gemeinsame Singen und Beten und Hören auf biblische Geschichten Nahrung für ihre Seele. Wir spüren bei unserem Rundgang und dem Erzählen, wie liebevoll die Kinder hier auf das Leben später vorbereitet werden.

 


21. Station: Besuch in der katholischen Kirche „Von der Verklärung des Herrn am 15.10.2021

 

Durch das große Fenster des Kirchraums ist der Glockenturm zu sehen, der schon von weitem an der Landsberger Allee auf die Kirche hier weist.

 

Beim Eintreten fällt der Blick auf den Altar und den an der Wand dahinter hängenden Gekreuzigten. Wie es dazu kam, ist eine extra Geschichte, erst recht die lange Leidensgeschichte des Kunstwerkes des Bildhauers Hans Perathoner, die auf der Gemeindewebseite beschrieben wird. Ursprünglich hing dort ein großer Wandbehang mit der Darstellung der Verklärung Jesu in sanftem Grün, der einen beruhigenden, freundlichen Anblick bot. So erzählt der heutige Anblick auch vom Mut des damaligen Pfarrers Peter Kaschubowski, diesem Werk hier in der Kirche wieder einen würdigen Platz zu geben.

 

Vorn im rechten Flügel des Raumes steht eine Marienstatue aus Lindenholz, die auch ihre eigene Geschichte hat, denn es war schwer zu DDR-Zeiten das passende Holz dafür zu erhalten.

 

 

Vorn im linken Seitenflügel ist die Taufkapelle. Die zwölf Leuchter erinnern an die zwölf Apostel. Die Gestalt Jesu und seines Jüngers Johannesist ein Bild der Liebe Gottes zu uns Menschen und des Vertrauens zu unserem Herrn.

 

 

An der linken Seitenwand sind in einem Bild aus Beton und Eisen die 14 Kreuzwegstationen plus zwei weitere zu sehen. Nach der Kreuzigung sind Blumen und zum Schluss die Erinnerung an Noah, der die Tauben fliegen lässt, ein Zeichen für das Leben und den Frieden, die Jesu Leiden und Sterben für uns hervorbrachten.

 

 

Zu fünf der Stationen gibt es auf der Webseite der Gemeinde eine eindrückliche Besinnung von Pater Kahmann, der Ende August hier verabschiedet wurde.

Der Künstler Werner Frischmuth selbst hat sich zusammen mit seiner Frau mitten ins Bildwerk als Beobachter mit hineingenommen. Er hält die Hand vor den Mund, seine Frau genießt es offensichtlich. Doch was zu sehen ist, ist Gewalt, Schmerz, Soldaten, Höhnische Geischter, an dem Gewand Jesu zerrende Hände, die um jeden Preis mehr haben wollen...

 

Wer sich Jesus zuwenden möchte, wie er zum dritten Mal gefallen ist, der muss sich bücken / kleiner machen und kann so ein wenig nachfühlen, was es für Jesus bedeutete, für Gott bedeutete, sich vor den Menschen so zu erniedrigen.

 

 

In der Gemeinde ist seit September Pater Steenken als Pfaarvikar. Wie seine beiden Vorgänger ist er Salesianer Don Boscos und wohnt im Don-Bosco-Haus (unserer 1. Station). So bleibt die enge Verbindung zur sozialen Arbeit dort erhalten. Die Gemeinde selbst wird ab 1. Januar 2022 mit den Gemeinden „St. Martin“, „Maria-Königin des Friedens“ und „Zum guten Hirten“ vereinigt und dann „Hildegard von Bingen“ heißen. Doch die Kirche hier behält ihren Namen „Von der Verklärung des Herrn.“


22. Station: Die evangelische Gnaden-Kirche Biesdorf
in Alt Biesdorf, 12683 Berlin am 1. November 2021 um 16 Uhr

 

 

Wir waren mit dem Bus bis zum Elsterwerder Platz gefahren und hatten dann Mühe wegen der vielen neu gebauten Häuser südlich der B1 den kürzesten Weg zu dem schon sichtbaren Turm der Gnadenkirche zu finden, erst recht bei dem vielen Verkehr über die B1 auf den Anger zur Kirche zu gelangen. Dort aber war die Kirchentür schon offen und empfing uns ein heller großer Raum, in dem der Verkehrslärm von draußen nur noch zu ahnen ist.

 

 

Schlicht ist der Altar und das Kreuz, durch das grüne Antependium mit dem nach ob hin strebendem Baum wirkt er warm und hoffnungsvoll.

Links daneben an der Kanzel ein dazu passendes Bild: eine Pflanze, die wachsen möchte und sich dem Licht entgegen streckt.

Rechts vom Altar das schlichte schöne Taufbecken!

 

 

Von vorn der Blick zurück auf die Orgel lässt ein festliches Gefühl entstehen. Wie ausgebreitete Arme die Empore – sie scheint „Willkommen“ zu sagen. Die Stühle – zurzeit wegen der Corona-Pandemie weniger und vereinzelt im Raum stehend, laden zum Bleiben ein.

 

rau Hinderling, die Küsterin der Gemeinde, berichtete uns von der Geschichte dieses Hauses und wir staunen, wie alt es ist. So sieht sie gar nicht aus und man muss schon Hiinweise bekommen, woran man das Alter erkennt. Geschätzt wird, dass es ca. um 1280 gebaut wurde.

Zweimal ist die das Gebäude abgebrannt, zuletzt 1945 und dann wieder neu und dem Zeitgeschmack gemäß aufgebaut worden. 1951 wurde sie wieder eingeweiht und erhielt den Namen „Gnadenkirche“. So konnte die Gemeinde im September 70 Jahre ihres Bestehens feiern.

Der Baum an der linken Seitenwand erzählt von einer lebendigen Gemeinde. Jeder Apfel ist mit dem Namen und Taufspruch eines neuen Gemeindegliedes der letzten ca. zwei Jahre beschriftet.

 

Ausgestellt ist auch das Projekt eines Gemeindezentrums, das auf dem Gelände des Pfarrhauses an der Nordseite der B1 gegenüber der Kirche errichtet werden soll. Denn die durch die Zuzüge nach Biesdorf wachsende Gemeinde hat hier keine ausreichenden Räume. Die Bauarbeiten dort haben gerade begonnen, doch ist man dabei auch Zeugnisse alter Besiedlung dieses Gebietes gestoßen und muss nun erst einmal die Archeologen ihre Arbeit machen lassen.

 

 

Beim Hinausgehen achten wir nun auf die meterdicke Wand des Turmes, die vor ein paar Jahren zum Anbau von Toiletten und auf der anderen Seite einer Sakristei durchbrochen wurde. Hier kann man etwas vom Alter dieses Gebäudes erahnen.

 

 

Draußen ist es inzwischen fast dunkel geworden. Das Abendrot leuchtet über dem Verkehr und in der Mitte das so grün erleuchtete Haus auf dem Anger. Vor der Kirche stehend geht der Blick noch einmal nach oben zu dem mächtigen Turm hinauf.

 

 


23. Station: Priesterseminar „Redemptoris Mater“ des Erzbistums Berlin

                         in der Fortunaallee 29, 12683 Berlin am 8. November 2021

 

 

In einer der vielen Seitenstraßen Biesdorfs rechts und links der viel befahrenen Köpenicker Straße erwartet man eher Einfamilienhäuser als so große prächtige, wie wir hier entdecken. Es sind Grundstücke direkt an „unserer“ Wuhle gelegen, also Wassergrundstücke, auch wenn das ein Berliner nicht so sehen würde. Schon das Betreten des Grundstücks ist ein erhebendes Gefühl. Vor uns ein großer Park mit alten Bäumen, eine Wiese mit zwei Fußballtoren. Hier wird also auch Sport getrieben.

 

 

Dann fällt rechts der Blick auf den Mittelteil der zwei Gebäude, die Kapelle mit dem goldenen Kreuz daüber und hell erleuchtet.

 

Wir werden herzlich vom Regens, dem Leiter des Seminars Marc-Anton Hell und zwei Seminaristen empfangen und zum Kaffeetrinken in den Essraum eingeladen. Schneeweiß gedeckte Tische vermitteln einen Eindruck von Vornehmheit. Hier werden wir als Menschen geachtet, sind wir wert, dass man sich mit uns so viel Mühe macht. Ein intensives Gespräch schließt sich an, nicht nur über das Haus Leben eines Seminaristen, auch über die Auseinandersetzungen, denen sie sich als künfitge Priester und Missionare in der heutigen Zeit stellen müssen.

 

 

Am besten ist dies zu erleben durch den Besuch des Allerheiligsten des Hauses, den Raum des Gebets und der täglichen Andacht, eingerichtet wie ein jüdisches Lehrhaus durch die Art des Gestühls. Der grüne Fußbodenbelag und der rote Teppich sollen ans Paradies erinnen. Auf sie fällt das Licht, nicht nur wie jetzt von oben, sondern bei Sonne auch durch die bunten Scheiben auf der linken Seite. Hier ist das Heiligste noch verdeckt durch den Vorhang.

Doch nun fällt der Blick auf die Heilige Schrift und das Sakrament darunter – Gottes Wort in beiderlei Gestalt – kostbar und wunderschön.

 

 

Die Kapelle über der Eingangshalle ist geschmückt mit Fresken in der Art östlicher orthodoxer Ikonen und doch mit westlichen, modernen Akzenten. So ist das Blut an Jesu Händen und Füßen zu sehen. Pfingsten ist in der Mitte dargestellt und Maria in der Mitte der Apostel.

 

 

In der Mitte des Raumes - ein großer weißer Marmortisch. Er lädt ein zur Eucharistie, zum gemeinsamen Mahl und Gebet, zur Gemeinschaft untereinander und mit Christus.

 

Man sieht es hier auf dem Foto nicht, der Fußbodenbelag ist blau wie das Wasser. Erinnert wird an Petrus, der auf dem Wasser Jesus entgegenlief und als er zweifelte, begann zu sinken, doch von Jesus gerettet wurde. Das Wasser – hier ein Symbol für das, was unser Leben und unseren Glauben bedroht, aber doch uns nichts anhaben kann, wenn wir uns zu Jesus halten.

 

 

Im Eingang zur Kapelle in der Wand ist der Grundstein zu sehen, den Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Berlin 1996 aus dem Petrusgrab in Rom mitbrachte, dokumentiert mit Fotos .

 

 

1993 wurde das Priesterseminar gegründet, 1997 erfolgte der Umzug in das jetzige Haus. Es ist eins von 123 weltweit für die Neuevangelisation im Rahmen des neokatechumenalen Weges.

 

Wer sich für diesen Weg ins Priesterleben entscheidet, kommt vorher mit allen anderen aus der weltweiten katholischen Kirche in Rom zusammen und dann entscheidet ein Los, wohin in der Welt man zur Ausbildung hinkommt.

Bis zur Priesterweihe ist es für die jungen Männer ein langer Weg von 10 bis 12 Jahren.

 

Hier im Seminar beginnt er für die meisten mit dem Erlernen der deutschen Sprache, dann mit dem Studium der Philosophie und anschließend der Theologie, auch am neu gegründeten Zentralinstitut für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität. Dazu kommen Praktika in den Gemeinden und bei missionarischen Einsätzen und ein Studienabschnitt in Rom. Wer merkt, dass dieser Lebensweg doch nichts für ihn ist, kann ihn jeden Tag abbrechen. Niemand hat sich vor der Weihe zum Diakon oder dann zum Priester dazu verpflichtet. Man bleibt frei und hat viel Zeit, sich selbst und die Gemeinschaft der Kirche zu erkunden, ob es der Weg ist, der einem bestimmt ist.

 

Doch alles hier im Hause sagt: Du bist wertvoll. Du bilst wichtig. Du bist würdig! Dazu dient die Schönheit der Räume und des ganzen Anwesens und die viele Zeit, die andere Dir schenken, schließlich auch all die Menschen, die dieses Seminar finanziell unterstützen und so ermöglichen, denn es ist zum größten Teil durch Spenden finanziert. 1

 

Wir verabschiedeten uns voll Dankbarkeit für diese jungen Menschen hier aus Deutschland und aus aller Welt, die sich so intensiv auf das Evangelium einlassen und es leben. Damit beenden wir für dieses Jahr unseren Emmaus-Pilgerweg durch unseren Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf. Im März soll es dann weitergehen.

 

(die hier gezeigten Fotos sind zum Teil schon im Herbst 2020 aufgenommen worden – am schönen Grün zu erkennen)

 

Dieser alte Friedhof wird leicht übersehen. Selbst langjährige Marzahner kennen ihn nicht. Er liegt an der Allee der Kosmonauten 184 links neben der neuen Aldi-Kaufhalle, zu erkennen an den großen Bäumen. Das vom Gehweg etwas zurückliegende Eingangstor war offen und lässt Besucher ein. Doch das ist nicht immer so. Sicherer ist es für Besucher sich vorher beim Grünflächenamt anzumelden, dann kommt jemand und führt durch die Anlage.

 

 

Warum besuchten wir diesen kommunalen Friedhof als einem Ort christlichen Zeugnisses? Auf einigen der erhaltenen Grabsteine finden sich Hinweise auf den Glauben der Verstorbenen bzw. Angehörigen, so ein Kreuz oder die Aufschrift: „Hier ruht in Gott“:

 

 

 

Ein Grabstein mit dem französischen Namen Dupont lässt auf Nachfahren der Hugenotten, die evangelischen Glaubensflüchtlingen aus Frankreich, schließen:

 

 

Auf einer größeren Erbanlage gleich in der Nähe des Eingangs rechts steht etwas mehr:

 

„Stets einfach war Dein Leben.

Du dachtest nie an Dich.

Nur für die Deinen streben
hieltest Du für Glück und Pflicht

Hochbetagt durch Gottes Gnade

Gingst Du hier zur Ruhe ein.

Teure Mutter, Deine Mühe
Wird uns unvergesßlich sein!“

 

Uns erfreuten die vielen Schneeglöckchen und andere Frühlingsblüher.

 

 

Im Herbst sieht der Blick durch die Baumallee zurück zum Eingang so wunderschön aus.

 

Hier nun der Blick nach vorn zu einer freien Fläche im hinteren Teil des Friedhofs. Hier stand vermutlich die Kapelle, die in den 70er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen wurde.

 

 

Weitere Informationen zu diesem kommunalen Friedhof unter:

https://www.berlin.de/ba-marzahn-hellersdorf/politik-und-verwaltung/aemter/strassen-und-gruenflaechenamt/

http://wikimapia.org/14868496/de/Friedpark-Alter-Friedhof-Marzahn

 

https://www.bestattung-information.de/partner/alter-friedhof-in-berlin-marzahn

 


 

25. Station:  Die Gemeinde Christliches Center "SKINIYA“ am 21. März 2021 in der Kölpiner Straße 3, 12689 Berlin

 

Die Kölpiner Straße 3 befindet sich im Schorfheide-Viertel in Marzahn-Nord. Von der Straßenbahnhaltestelle Barnimplatz sucht der Blick am besten den Hirsch zwischen den Elfgeschossern, der an das große Naturschutzgebiet nordöstlich von Berlin erinnern soll.

 

 

Der Fußweg davor führt hinter den Hochhäusern entlang, an Sportplätzen vorbei zu einem weißen Flachbau mit der Hausnummer drei oben rechts und links am Vordach, leicht zu übersehen, ebenso wie die Klingel an der Tür.

 

 

Nichts sieht hier nach dem Treffpunkt einer Gemeinde aus. Stattdessen lädt die Reklame an der Wand zur Massage ein. Doch treffen sich hier schon seit vielen Jahren russischsprachige Christen zu ihren Gottesdiensten und Gebetsstunden, anfangs eine ukrainische Gemeinde mit dem Namen „Rad des Lebens“, seit 7 Jahren nun schon die Gemeinde  "SKINIYA",  mit Pastor Dimitri, die anfangs in der Trusetaler Straße 80 zu Hause war.

 

 

Wir werden in den Kirchraum geführt, wo sich sonntags um 12 Uhr die Gemeinde zu einem ca. zweistündigen Gottesdienst mit viel Lobpreis und Anbetung trifft. Wenn jemand kommt, der kein Russisch versteht, wird für ihn übersetzt.

Uns fallen die schönen Gemälde im Raum auf. Über dem Kreuz rechts eine Tür – verschlossen, links daneben das fröhliche hellblaue mit zwei Schlüsseln, einem großen und einem kleinen. Das gibt Anlass zu fragen und zum Gespräch: Was bedeutet das? Der /die Schlüssel zum Himmelreich?

 

 

Rechts an der Wand zwei Bilder die auf die Verbindung zu Israel weisen:

 

 

Das linke Bild wurde der Gemeinde von einer israelischen Gemeinde geschenkt. Es erinnert an den Vergleich Gottes mit einem Töpfer bei Jeremia 18, 4-6, wo es heißt „Siehe, wie der Ton in des Töpfers Hand, so seid auch ihr in meiner Hand, Haus Israel.“

 

Das rechte ruft auf zum Gebet für Israel! So nennt sich die Gemeinde auf ihrem Facebook-Account nun auch Christliche Gemeinschaft "SKINYIA“, das heißt auf deutsch „Stiftshütte“ und erinnert an das erste Heiligtum Israels, als das Volk beim Auszug aus Ägypten unter Mose noch auf dem Weg durch die Wüste war. Es blieb das Heiligtum bis unter dem König Salomo der Tempel in Jerusalem gebaut wurde.

 

An der Wand gegenüber fällt dieses schöne selbstgemalte Bild auf, das an die berühmten Hände von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle erinnert, gemalt von einem Mädchen aus der Gemeinde.

„Gott berührt mich“ - könnte man es vielleicht nennen: ganz zart und liebevoll.

 

Das Bild mit dem Adler mit den bunten Flügeln ist aufgrund einer Vision gemalt worden. Die bunten Federn weisen auf die vielen Völker und Sprachen, in denen wir Gottes Botschaft durch Jesu Auftrag, zu allen Völkern zu gehen, heute hören können.

 

 

Daneben das Bild erinnert uns an die Europafahne. In der Mitte stehen hebräische Buchstaben, die wieder die Verbindung zu Israel symbolisieren und rings herum die goldenen Flammen. Sie erinnern daran, dass Jesu Geist in uns brennen möchte wie ein Feuer, das uns wärmt und begeistert, so dass unsere Freude für andere spürbar wird und ansteckend wirkt.

 

Diese Freude spüren wir bei unserem Gespräch mit Pastor Dimitri und seinem Sohn, der für uns übersetzt und sich in den Gottesdiensten um die Technik kümmert. Doch werden die schrecklichen Nachrichten aus der Ukraine nicht verdrängt, sondern die ukrainische Gemeinde des Internationalen Gospel Centers unterstützt, die sehr viele Flüchtlinge aufgenommen hat, so durch Begleitung zu den Ämtern und Suche nach Wohnraum.

 

Wir spüren wohl alle, welcher Segen auch auf dieser Art christliche Gemeinde zu sein, liegt.

 


 

26. Station:  Poelchau-Stele an der Poelchau-Straße Ecke Märkische Allee am 28. März 2022

 

 

Seit dem 31. Januar 1992 erhielt die bisherige Karl-Maron-Straße wie auch der gegenüber liegende S-Bahnhof den Namen Poelchaustraße bzw. - S-Bahnhof. Über dem Straßenschild steht:

Harald Poelchau
Gefängnis- und Sozialpfarrer
1903- 1972

Ehefrau Dorothee Poelchau, geb. Ziegele
1902 – 1977

Beistand für politische Häftlinge und Verfolgte des Naziregimes in Berlin

 

Die Erinnerungsstele wurde am 18.September 2017 hier am Weg zu „Kaufland“, an dem viele täglich auf dem Weg zur S-Bahn oder zum Einkauf vorbeigehen, der Öffentlichkeit übergeben. Kaum einer weiß, wer das Ehepaar war, das mit der Straßenumbenennung seit 1992 geehrt wird. Darum setzte sich Pfr. i. R. Wolfram Hülsemann zusammen mit dem Ökumenischen Forum Marzahn e.V. dafür ein, das hier diese Stele errichtet wurde. Mitte Februar lagen vor der Stele Blumen auf beiden Seiten, hier die Rückseite mit Worten von Freunden über die beiden.

 

Auch wir hatten Blumen mitgebracht, aber dann vergessen sie zu fotografieren.

 

 

Pfr. i.R. Hülsemann erzählte uns aus dem Leben von Harald Poelchau und seiner Frau Dorothee, von der Einweihung der Stele, an der auch ihr Sohn Harald und dessen Schwester Andrea Siemsen teilnahmen. Als Berliner Gefängnispfarrer hat Poelchau mehr als 1000 zum Tode Verurteilte in den Jahren des Nationalsozialismus begleitet und mit Ihnen ihre letzten Stunden verbracht, Verbindung zu ihren Angehörigen geknüpft und geholfen, wie er konnte. Über ihre Wohnung in der Afrikanischen Straße haben er und seine Frau mittels eines großen Freundes- und Bekanntenkreises vielen Verfolgten das Leben retten können, wobei sie selbst ihr Leben riskierten. 1972 wurde das Ehepaar von der Gedenkstätte Yad Vashem deshalb als Gerechte unter den Völkern anerkannt. Dass Poelchaus bei uns trotzdem so lange unbekannt blieben, liegt wohl daran, dass ihre Arbeit den Nazis unbekannt blieb und sie nicht wie so viele andere Märtyrer wurden.

Wolfram Hülsemann betonte die Prägung Harald Poelchaus durch den Theologieprofessor Paul Tillich, bei dem er auch Assistent war und eine Doktorarbeit schrieb und sein Leben lang befreundet war. Paul Tillich musste 1933 in die USA emigrieren, denn wegen einer kritischen Schrift wurde er, der religiöser Sozialist, in Tübingen entlassen.

 

Ob es wohl noch mehr Straßen oder Plätze in unserem Stadtbezirk gibt, die an Christen erinnern? Auf jeden Fall gibt es die Grüberstraße und den Grüber-Platz in Kaulsdorf, die wir demnächst besuchen werden. Mit Heinrich Grüber verband Harald Poelchau nicht nur die Hilfe für verfolgte jüdische Mitbürger, sondern später auch die Mitgliedschaft im Zentralvorstand der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes für die SBZ.

Zum Schluss erhielten wir noch ein Faltblatt mit Informationen über das Ehepaar Poelchau, das Herr Hülsemann auch immer wieder in der nahegelegenen Apotheke auslegt und dass dort gern mitgenommen wird.